Meinungen und Kommentare zum jährlichen NamSa-Treffen in Deutschland
Ein Stückchen Heimat in der Ferne
Für manche ist es die Party des Jahres, für andere ein
sinnloses Besäufnis mit denjenigen Zeitgenossen aus Namibia, die man im fernen
Deutschland eigentlich nicht vermisst. Die Rede ist vom NamSa, einem jährlichen
Treffen von Namibiern und Südafrikanern in der Bundesrepublik. Anlässlich des in
zwei Wochen stattfindenden NamSa 2002 hat WAZ on Anekdoten und Kommentare von
Fans und Kritikern gesammelt.
Dort wo die Elbe in die Nordsee fließt, wo Störtebeker sein Unwesen trieb und
die Menschen eher wortkarg sind, dort liegt Cuxhaven. Und dort findet vom 17.
bis 20. Mai das Namsa 2002 statt. Veranstalter ,,Dag-Uwe" Maraun hat für das
Ereignis ein Clubhaus organisiert, dem eine obligatorische Feuerstelle
vorgelagert ist. Und die namibische Brauerei sorgt - mit der Unterstützung von
TUI und Kühne & Nagel - für heimisches Bier. Grund genug für viele NamSa-Fans,
nicht nur aus allen Teilen Deutschlands, sondern beispielsweise auch aus
Florida, Norwegen, England oder der Schweiz anzureisen.
Das NamSa, vor Namibias Unabhängigkeit noch SwaSa genannt, hat eine lange
Tradition. 1961 soll es zum ersten Mal stattgefunden haben. Seitdem wandert ein
NamSa-Gästebuch von einem Treffen zum nächsten.
,,Es gibt viele roffe Stories", weiß Peter P. zu berichten, der in den 80er
Jahren auch mal an der ständig wechselnden Organisation beteiligt war. ,,In
Hamburg (1980) sind ein paar Oukies bei Ebbe über den Deich und fast in den
Fluten ersoffen. Im Extertal (1984) hat es zu Pfingsten geschneit, zumindest gab
es weiße Landschaften, weil die Oukies mit den Feuerlöschern herumgepfuscht
haben. In Darmstadt (1985) wurden den Bauern die Bokkies weggefangen und am
Marterpfahl festgebunden. Heute gehn wir nicht mehr hin, weil die Leber klar
moff ist und Jerryland zu viele Euros kostet", so Peter.
Anuschka sieht das anders. Im vergangenen Jahr, als sie noch in Hamburg
lebte, hatte sie es aus Kosten- und Zeitgründen nicht zum Namsa geschafft. Dafür
will sie dieses Mal aus Namibia anreisen. ,,Man trifft dort Leute, von denen man
gar nicht wusste, dass sie in Deutschland sind, man trinkt ziemlich viel Bier
und man redet über alte Zeiten", erzählt Anuschka. ,,Da kann das Wetter dann
noch so schlecht sein, man fühlt sich trotzdem zu Hause."
Das Stückchen Heimat in der Ferne ist es, was Namibier und Südafrikaner
alljährlich zu diesem Treffen zieht. Das Wiedersehen mit all den ,,ou maats",
das ,,lekker zusammen kuiern", am Lagerfeuer sitzen, eine Flasche Tafel Lager in
der Hand, und alte ,,Stories" erzählen. ,,Südwesterdeutsch, wohin man hört. Man
hätte auch in Swakop sein können", berichtet beispielsweise Katrin über das
Namsa vom vergangenen Jahr.
Vielleicht ist es aber auch gerade das, was andere, nämlich die Namsa-Muffel,
von diesem Treffen fernhält. ,,Ich war einmal Anfang der 90er Jahre da und dann
nie wieder", erzählt Reinhard. ,,Ich bin nicht nach Deutschland gegangen, um mir
dort rassistische Witze anzuhören, über die ,Jerries´ zu lästern und dem guten
alten Südwest nachzutrauern. Mir hat das Namsa einmal mehr klar gemacht, wie gut
es ist, für eine Weile aus Namibia rauszukommen und seinen Horizont zu
erweitern. Leider das kann man das nicht, wenn man in Deutschland ständig mit
,Südwestern´ rumhängt."
Karl-Heinz schreibt, dass er die Treffen - er war 1975 und 1980 dabei - immer
sehr gelungen fand. Bei einem dritten Besuch allerdings, so Heinz, artete das
NamSa in ein ,,Baklei-Treffen" aus, wo es ,,viel Schlägerei gab".
Auch Eckhard V. steht dem NamSa kritisch gegenüber. ,,Ich würde es begrüßen,
wenn es neben dem NamSa Jugendorganisationen geben würde, die etwas mehr drauf
haben als das jährliche Koma-Saufen", so Eckhard. Seiner Ansicht nach besteht
ein großer Bedarf an einer Organisation für Namibier, die über Studienangebote
und Verdienstmöglichkeiten in Deutschland informiert.*
Das allerdings sieht das NamSa nicht als seine Aufgabe an. Sinn und Zweck des
Treffens ist es, Namibier und Südafrikaner in Deutschland zusammenzubringen - um
einmal im Jahr eine große Party zu schmeißen. Dass die nicht nach jedermans
Geschmack ist, weil sie nur zu oft in eine Proleten-Feier ausartet, ist
allerdings etwas, worüber die NamSa-Organisatoren sich vielleicht einmal
Gedanken machen könnten.
((Infokasten:))
Mehr über das NamSa 2002 erfahren Sie auf der Internetseite
www.namsa2002.de. Ein Rückblick auf das
NamSa 2001 bietet www.namboys.de.
* Eckhard Volkmann ist bereit, solche Informationen - zumindest Berlin
betreffend - weiterzugeben und sucht nach weiteren Interessierten, die ihm
helfen könnten, diese Dienstleistung für Namibier anzubieten. Kontaktadresse:
volkmann@dieagronomen.de